Handwerk steht vor großen Herausforderungen

Presseinformation Nr. 67/ 2020 – 13. Oktober 2020

Das Handwerk ist ein zentraler Motor der baden-württembergischen Wirtschaft. Dies hat das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) Baden-Württemberg zum Anlass genommen, die Bedeutung des Handwerks im Land wissenschaftlich zu untersuchen. Im Fokus stand dabei die Fachkräftegewinnung in Handwerksberufen.

Der Bericht des IAB Baden-Württemberg zeigt: Das Handwerk im Südwesten hat eine große Bedeutung für den Arbeitsmarkt, denn fast jede/jeder zehnte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Land arbeitet 2019 in einem Handwerksberuf.

„Gleichzeitig aber haben die Handwerksbetriebe in den letzten Jahren - trotz guter konjunktureller Rahmenbedingungen - nicht genügend qualifiziertes Personal gefunden,“ erläutert Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit.

Um diesem Fachkräfteengpass entgegenzusteuern, beschreibt das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung Baden-Württemberg (IAB-BW) folgende Strategien:


Steigerung der (finanziellen) Attraktivität von Handwerksberufen

Laut Bericht waren die Betriebe zwischen 2013 und 2018 zu höheren Lohnsteigerungen bereit (+13,1 Prozent gegenüber 11,8 Prozent in der Gesamtwirtschaft) – was die Bindungskraft der Handwerksbetriebe für die aktuell Beschäftigten erhöht hat, vermuten die Autoren. Das mittlere Einkommen für Vollzeitbeschäftigte im Handwerk liegt immer aber noch um mehr als 8 Prozent unter dem der Gesamtwirtschaft.


Arbeitskräftegewinnung durch Ausbildung im Handwerk

In Baden-Württemberg arbeiten deutlich mehr Jüngere (18,3 Prozent) in Handwerksberufen als in der Wirtschaft insgesamt (10,7 Prozent). Zudem bildet das Handwerk, dass immerhin 10 Prozent der Arbeitsplätze im Land stellt, gemessen daran sogar noch weit überproportional häufig aus: jede vierte Ausbildung wird in einem Handwerksberuf absolviert.

 

Fachkräftesicherung durch Qualifizierung

Die Beschäftigung von Helfern hat mehr noch als in der Gesamtwirtschaft deutlich zugenommen. Diese Beschäftigtengruppe könnte auch für die zukünftige Fachkräftesicherung wichtig sein, wenn es gelingt, sie zu qualifizieren und sie im Idealfall zu einem handwerklichen Berufsabschluss zu befähigen.


Mehr Flexibilität in der Beschäftigung

Noch auszuschöpfende Potenziale zur Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte bieten die bisherigen Arbeitszeitregelungen. Weniger als 10 Prozent der Beschäftigten in den Handwerksberufen in Baden-Württemberg arbeiten in der häufig flexibleren Teilzeit, in allen Berufen insgesamt sind es über 26 Prozent. Laut IAB dürfte die geringe Teilzeitquote damit zusammenhängen, dass die Beschäftigung im Handwerk männerdominiert ist.


Einsatz digitaler Techniken

Auch der Einsatz digitaler Techniken kann eine Strategie sein, Fachkräfteengpässe zu mildern: So können strukturelle Veränderungen hin zu mehr Digitalisierung und technischem Fortschritt den Mangel an Fachkräften zumindest zum Teil ausgleichen, ohne einen negativen Beschäftigungstrend in Gang zu setzen.

Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sagte anlässlich der Veröffentlichung des IAB-Berichts: „Das Handwerk ist das Rückgrat unserer mittelständisch geprägten Wirtschaft in Baden-Württemberg. Gerade in der aktuell herausfordernden Zeit müssen die Betriebe die Zukunft in den Blick nehmen, denn gut ausgebildete Fachkräfte werden nach wie vor händeringend gesucht. Das betriebliche Engagement ist entscheidend für eine nachhaltige Fachkräftesicherung. Mit unserer ‚Zukunftsinitiative Handwerk 2025‘ unterstützen wir das Handwerk intensiv dabei, passgenaue Konzepte für den technologischen Wandel und den Fachkräftewettbewerb zu finden. Die hohe Nachfrage nach unseren Angeboten zeigt: Die Betriebe wollen das Thema angehen und sich zukunftsorientiert aufstellen.“

 

Link zu den Berichten des IAB-Baden-Württemberg:

https://www.iab.de/de/publikationen/regional/baden-wuerttemberg.aspx


Link direkt zum Dokument:

http://doku.iab.de/regional/BW/2020/regional_bw_0120.pdf